ausprobiert: Kollegiale Hospitation in Online-Lehrveranstaltungen

Zuerst sollte der Titel dieses Posts statt „in“ ein „trotz“ haben, aber das hätte den Eindruck erwecken können, dass kollegiale Hospitationen bei Online-Lehrveranstaltungen keinen Sinn machen. Dabei möchte ich alle Lehrenden ermutigen kollegiale Hospitationen durchzuführen, gerade weil es Online-Lehrveranstaltungen sind. Die meisten, die zurzeit Online-Seminare geben, haben wahrscheinlich wie ich damit begonnen Studierende zu unterrichten, als die Lehre vor Ort stattgefunden hat. Wir haben uns und unsere Lehrveranstaltungen über die Jahre weiterentwickelt und verbessert. Bei der Online-Lehre sind die meisten aber noch am Anfang und somit gibt es wahrscheinlich auch noch Verbesserungspotential.

Chancen der kollegialen Hospitation

  • Du erhältst Feedback von jemanden, der in der gleichen Rolle ist wie du: das Feedback ist konstruktiv, die Person kann sich in deine Situation hineinversetzen, hat evtl. schon ähnliche Erfahrungen und bringt neue Ideen zur Weiterentwicklung deiner Lehre mit.
  • Du erhältst Einblick in die Lehrveranstaltungen von anderen Lehrenden: du siehst wie man es auch noch machen könnte; du kannst Dinge, die dir bei anderen gefallen, für deine Veranstaltungen übernehmen.
  • Du reflektierst deine Lehrveranstaltung: du nimmst einen anderen Blickwinkel ein und siehst eher, was du noch anders machen könntest.
  • Du siehst, dass andere vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen.
  • Du erhältst Bestätigung.

Ablauf der kollegialen Hospitation

  • Wähle einen Kollegen oder eine Kollegin.
  • Führt ein Vorbereitungsgespräch: Du solltest folgende Informationen zur Lehrveranstaltung mitteilen bzw. erhalten: Art der Veranstaltung, Zielgruppe, Thema und Ziele (der gesamten Veranstaltung und der beobachteten Stunde), Stundenverlauf, spezifische Beobachtungsschwerpunkte, evtl. eigene Lehrphilosophie, damit nachvollzogen werden kann, warum du wie handelst.
  • Nehmt einen Bobachtungsbogen und überlegt euch, worauf ihr achten wollt: Hier gibt es eine gute Vorlage von dem Team der Hochschuldidaktik an der Universität Zürich (Beobachtungsbogen). Der Bogen hilft, die Beobachtung zu strukturieren und die wichtigsten Kriterien im Blick zu behalten: Einstieg, Durchführung, Einbezug und Aktivitäten der Studierenden, Methode und Vorgehensweise, Präsentation und Auftreten, Allgemein (z.B. Überprüfung des Erreichens der Lernziele), Fazit.
  • Führt ein Nachbereitungsgespräch: Gib/ Erhalte Rückmeldung zur besuchten Stunde. Damit das Gespräch gewinnbringend verläuft, sollten ein paar Grundsätze eingehalten werden: Ich-Botschaften formulieren (Mein Eindruck ist…, Ich finde…), Fragen als Anregung zur Weiterentwicklung stellen, konstruktives Feedback geben, eigene Erfahrung einbringen (Wie gehe ich mit solchen Situationen um?), Stärken nennen.

Erfahrungen

Vor ein paar Wochen haben eine Kollegin und ich uns gegenseitig in asynchronen Lehrveranstaltungen besucht. Ich habe schon alleine durch den Besuch ihrer Veranstaltung Ideen bekommen, wie ich meine Präsentationen verbessern kann. So hat sie zwar die Länge meiner Präsentation nicht kritisiert (länger als 30 Min.), aber ich habe bei ihr gesehen, dass 30 Minuten viel zu lang sind. Ausserdem habe ich Anregungen bekommen, wie ich Studierende bei einer aufgezeichneten Präsentation stärker aktivieren kann, aber dazu später mal mehr. Ausserdem habe ich hilfreiches Feedback zur Gestaltung von Anfang und Schluss meiner Präsentation erhalten. Ich kann nur nochmal wiederholen: Führt eine kollegiale Hospitation durch, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt!


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